Was bringt Copilot, der KI-Assisten von Microsoft, Unternehmerinnen und Unternehmer wirklich? Wie wird das Werkzeug genutzt? Insgesamt 150 Mitglieder und interessierte Personen waren bei den diesjährigen Wirtschaftsbrunches der Volkswirtschaft Berner Oberland zu Gast. Christian Zingg, Geschäftsführer Streamline AG, gab einen Einblick in die Nutzung des KI-Assistenten im KMU-Alltag und wies dabei auf Chancen, aber auch auf Gefahren hin.
«Unbrauchbar.» So lautete das erste Fazit von Christian Zingg, Geschäftsführer Streamline AG, nach dem Microsoft im ersten Quartal 2024 seinen KI-Assistenten Copilot für die Office-365-Produktepalette ausgerollt hatte. In den vergangenen Monaten hat sich aber einiges getan und inzwischen nutzt Zingg den Copiloten regelmässig. Gerade die Integration in die gängigen Business-Anwendungen wie Outlook, Word oder Excel erweist sich als praktisch und verspricht, richtig eingesetzt und bedient, Effizienssteigerungen. An den Wirtschaftsbrunches der Volkswirtschaft Berner Oberland, welche an drei Daten in Saanenmöser, Interlaken und Thun stattfanden, gab der ICT-Spezialist einen Einblick in die Anwendung von Microsoft Copilot im KMU-Alltag. Gerade bei zeitaufwändigen Routineaufgaben bietet das KI-Tool wertvolle Unterstützung. Etwa bei langen E-Mails mit zahlreichen Beteiligten und Antworten, die dank Copilot auf Knopfdruck zusammengefasst werden können. Oder die Zusammenfassung von Video- und Tonspuren, etwa von längeren Online-Meetings, machen das Erstellen eines Protokolls zum Kinderspiel. Auch bei kreativen Aufgaben, besonders im Bereich Marketing und Social Media, hilft die KI beispielweise mit Scripts für Firmenvideos oder Posts für verschiedene Social Media-Kanäle weiter. «Die KI weiss zwar auf alles eine Antwort, aber sie macht auch Fehler. Kontrolle ist immer nötig», rät Christian Zingg.
Keine KI ist auch keine Lösung
Microsoft Copilot auf gut Glück im ganzen Unternehmen auszurollen, findet Christian Zingg keine gute Idee. Zuerst muss man die unternehmensinterne Berechtigungsstruktur überprüfen: «Microsoft Copilot erhält die gleichen Zugriffsberechtigungen wie der jeweilige Nutzer und kann auf alle freigegebenen Dateien zugreifen.» Wenn die Berechtigungen nicht sauber aufgesetzt sind, passiert es schnell, dass Mitarbeitende via Copilot Zugriff auf Dateien haben, die deutlich über ihrer Stufe liegen. «Wenn Lernende plötzlich die Lohnliste des Unternehmens lesen ist das nicht ideal», so Zingg. Ganz auf die Unterstützung von KI-Assistenten zu verzichten – ob aus Angst, Datenschutzbedenken oder aus anderen Gründen – könne aber auch nicht die Lösung sein. «Diese Technologie wird bleiben. Wir müssen lernen sie anzuwenden und richtig damit umzugehen.» Mitarbeitende würden KI-Tools so oder so nutzen. Schlimmstenfalls kopieren sie sensible Unternehmens-Daten und füttern damit ihre privaten KI-Helfer wie ChatGPT, Copilot und Co. Deshalb empfiehlt Christian Zingg, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, welche KI-Hilfsmittel die Firma den Mitarbeitenden zur Erledigung ihrer Aufgaben zur Verfügung stellen kann und will.
Unternehmen sind unterschiedlich unterwegs
Die anschliessende Fragerunde wurde rege genutzt. Das Interesse an der Thematik KI-Assistenten im Unternehmensumfeld ist nach wie vor sehr gross. Die Berner Oberländer Unternehmerinnen und Unternehmer sind unterschiedlich aufgestellt. Bei einigen gehört KI bereits zum Alltag, während andere sich jetzt erst mit der Thematik auseinandersetzen. Unterstützung bei der Beantwortung der Fragen erhielt Christian Zingg von den Vertretern der Swisscom, allen voran Hannes Brand, Area Manager, welche die beliebte Wirtschaftsbrunches-Serie gemeinsam mit der Volkswirtschaft Berner Oberland durchführten.
Microsoft Copilot – fünf Take-Aways aus den Wirtschaftsbrunches
- Jeden Tag eine KI-Aufgabe: Drücken Sie sich nicht davor mit KI-Asssistenten zu arbeiten, sondern versuchen Sie, jeden Tag eine Aufgabe mit Hilfe von Copilot oder einem anderen KI-Tool zu erledigen. Übung macht den Meister.
- Resultate kontrollieren: Verlassen Sie sich nicht blind auf die Resultate, die die KI liefert. Überprüfen Sie die Ergebnisse kritisch und legen Sie wo nötig eine Korrekturschlaufe ein.
- Nutzen Sie die Spracheingabe: Ein Headset gibt es spätestens seit Corona und zahlreichen Online-Meetings an jedem Arbeitsplatz: Nutzen Sie die Spracheingabe zur Bedienung des KI-Assistenten. So kommen Sie noch effizienter ans Ziel. Das funktioniert je nach Dialekt auch mit Mundart, allerdings liefert ein auf Hochdeutsch gesprochener Prompt die besseren Resultate.
- Stellen Sie Ihren Mitarbeitenden KI-Tools zur Verfügung: Nehmen Sie KI-Anwendungen in Ihr ICT-Nutzungsreglement auf und stellen Sie Ihren Mitarbeitenden die Tools zur Verfügung. So behalten Sie eine bessere Kontrolle.
- Bleiben Sie auf der Hut: Auch Kriminelle nutzen KI: Damit wirken zum Beispiel Phishing-Mails täuschend echt. Kontrollieren Sie daher immer die Absender-E-Mailadresse, an ihr erkennt man Betrugsversuche nach wie vor in den meisten Fällen.