Anbändeln mit dem Oberland

Was verbindet unser Kolumnist Hans Ulrich Glarner mit dem Berner Oberland? Und was schätzt er besonders an der Region?

Was verbindet unser Kolumnist Hans Ulrich Glarner mit dem Berner Oberland? Und was schätzt er besonders an der Region?

Jahrzehntelang verband mich mit dem Berner Oberland der Duft von Sherpa Tensing und von frittierten Käseschnitten. Ersteres erinnerte mich an Familienferien in Grindelwald, letzteres ans Stillen des Bärenhungers in RS und WK-Zeiten.

Im Sommer 2013 kamen ganz neue Eindrücke dazu: Litz im Ärmel, Lindenholzspäne vor Jadegrün und Bach am Fallbach. Diese Begriffskombinationen umhüllen die Erinnerung an den denkwürdigen Sommer wie ein sonnenwarmes Badetuch nach dem Aareschwimmen. Ich war im Oberland unterwegs, um mich auf den Stellenantritt als Amtsleiter Kultur des Kantons Bern einzustimmen. Mit kulturellen Ereignissen wollte ich mir das Bernbiet im Hier und Jetzt näherbringen.

Dieses Vorhaben war gleich mehrfach von Erfolg gekrönt: Die Musikfestwoche Meiringen lockte mich damals hinauf zum Grimsel Hospiz, wo ich einem faszinierenden Stelldichein von zeitgenössischer Musik und Volkstanz in der Haslitracht beiwohnte. Am Holzbildhauerei Symposium in Brienz faszinierten mich die Schnätzer aus aller Welt, die aus Holzblöcken anmutige und bockige Figuren herausholten, und dies vor dem intensivsten See-Grün, das ich je gesehen hatte. Und schliesslich die Begegnung mit der Kirche Blumenstein, dort wo der Fallbach als Wasserfall herunterschäumt, und wo mich die Musik von Johann Sebastian Bach wundersam umspielte. 

Sie sehen: Zehn Jahre später, unmittelbar nach meiner Pensionierung, neige ich zur Verklärung! Im Dazwischen gab’s auch manch hartes Ringen um Leistungsverträge, es galt anspruchsvolle Sitzungen unbeschadet zu überstehen und denkmalpflegerische Sträusse auszufechten. Ab und zu schlug ich den Gring an. Und gelegentlich begegneten mir auch schäche Blicke, wenn ich als Aargauer von Bern unten heraufkam.

Die anfängliche Zurückhaltung wich jedoch rasch gegenseitigem Respekt, Offenheit, nicht selten Herzlichkeit. Es ging um gute Rahmenbedingungen für die Kultur, um Zusammenarbeit auf Augenhöhe und um die gemeinsame Verantwortung für kulturelle Einrichtungen. Was ich im Oberland als besondere Qualität bilanzieren möchte, ist die Verlässlichkeit. Gewisse Verhandlungen mögen hier länger dauern als anderswo. Doch wenn man sich einmal gefunden hat, dann kann man sich aufeinander verlassen.

Unter dem Dach der Volkswirtschaft Berner Oberland hat sich dieser Eindruck verstärkt und geweitet. Hier begegnete der Unterländer einer Kombination von Bodenständigkeit und Aufbruchstimmung, von Sinn für Tradition und Weitblick, von Professionalität und menschlicher Wärme.

Die über 100-jährige Vereinigung betrachtet die Volkswirtschaft als ein Zusammenwirken verschiedener Kräfte, von Wirtschaft, Bildung, Politik und Kultur. Diese ganzheitliche Sicht ist besonders wohltuend in einer Zeit, in der Standpunkte und Interessen oftmals einseitig betrachtet und vertreten werden. Eine erfolgreiche Kulturpolitik im Berner Oberland profitiert von dieser umfassenden Sichtweise. Wenn die künstlerische Arbeit eingebettet ist in einen tragfähigen ökonomischen Rahmen – z.B. indem sie auch dem Tourismus dient –, sich mit Bildungseinrichtungen vernetzt und von der Politik getragen ist, dann profitiert die Gesellschaft als Ganzes.

Dieses multiperspektivische Denken der Volkswirtschaft Berner Oberland lässt sich sehr gut auf die Kulturpolitik der Gemeinde übertragen. Wenn man die vier Komponenten Wirtschaft, Bildung, Kultur und Politik zusammenbringt, kann eine Atmosphäre entstehen, die von Kreativität und Gemeinsinn geprägt ist, was sich auf die Lebensqualität unmittelbar auswirkt. Und schon betreibt man als Gemeinde eine erfolgreiche Standortförderung. Das tönt einfach, ist aber ein langer Prozess. Experimentierlust ist gefragt, Durchhaltewillen und – ja genau: Verlässlichkeit.

So erlebe ich in manchen Gemeinden, was uns die Volkswirtschaft Berner Oberland vorlebt: Kultur wird als Kitt verstanden, der die Gesellschaft zusammenhält, als Bindeglied zwischen Tradition und Moderne und als Hefe, die das Bestehende verändert und uns hilft, in die Zukunft hineinzuwachsen.

Vielleicht bleiben die Eindrücke von damals an das Grimsel Hospiz, an die Bildhauerinnen und Bildhauer am Ufer des Brienzersees und an die Kirche Blumenstein deshalb so lebendig, weil für mir in diesen unvergesslichen Momenten die Kultur, der Ort und die Begegnungen mit Menschen zu einem Gesamteindruck verschmolzen. Sie begleiten mich seither als nährende Erinnerungen. Aus dem Anbändeln mit dem Oberland im Sommer 2013 hat sich eine dauerhafte Zuneigung entwickelt. Das Berner Oberland ist für mich ein Stück Heimat geworden.

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