«Long-Covid» in der Kulturbranche?
Kulturschaffende stellen fest, dass vielerorts weniger Besucherinnen und Besucher an ihre Veranstaltungen kommen als früher. Dies vermelden ebenso die Kulturanbieter, wie Konzert- und Theaterveranstalter, Kinobetreiber, Museen und andere kulturellen Institutionen. In den Jahren 2020/2021, in denen die Pandemie voll im Gang war und Massnahmen das öffentliche Leben einschränkten, fanden Veranstaltungen kaum mehr statt. Verschiedene Kulturlokale mussten aus finanziellen Gründen schliessen. Stimmen wurden laut, dass viele Leute «Hunger» nach Kultur hätten. Kultur wurde in dieser Zeit am Bildschirm konsumiert. Um diesem Konsumverhalten gerecht zu werden, habe auch ich kleinere Beiträge ins Netz gestellt und auf Anfrage hin Konzerte via Live-Streaming gespielt. – Haben sich die Leute bereits daran gewöhnt Kultur am Bildschirm zu konsumieren? Bequem, spontan und ohne zeitlichen Aufwand von zu Hause aus?
Der digitale Konsum ist im Alltag angekommen. Denken wir an das weitverbreitete Streaming von Musik und Filmen (Spotify, Applemusic- und TV, Netflix u.a.), das zu Spottpreisen angeboten wird und für alle leicht zugänglich ist. Im Abo oder gar umsonst mit zugeschalteten Werbespots. Für die Kulturschaffenden bleibt da nicht mehr viel übrig. Bei Live-Konzerten können wir Musiker noch etwas verdienen. In Anbetracht auf den Zuschauerrückgang reduziert sich auch das Auftrittsangebot. Die Kulturveranstalter sind vorsichtig, was das Veranstalten von Anlässen betrifft. Hart trifft es derzeit die Kleinkunstszene, die über geringe finanzielle Mittel verfügen. Sponsoren- und Unterstützungsbeiträge werden von Gemeinden, Gewerbe und Privaten derzeit oft gestrichen. Kultur finanziell zu unterstützen ist eine Investition in die Zukunft. Wohnorte und Regionen gewinnen an Attraktivität, wenn ein kulturelles Angebot besteht. Gemeinden brauchen konkrete Ansprechpersonen, die sich um die Kultur kümmern.
Die Unsicherheit hat sich mit dem Ausbruch des Ukrainekrieges und den daraus folgenden wirtschaftlichen Konsequenzen nochmals zugespitzt. Steigende Preise, wie z.B. hohe Strom- und Krankenkassenkosten, machen den Leuten zu schaffen. Krieg, Krisen sowie politische Veränderungen und Unsicherheiten machen Angst. Gerade in diesen Zeiten sollte man, sofern möglich, öfters unter die Leute gehen und miteinander Schönes erleben. Kulturelle Veranstaltungen bieten sich an. Vielleicht wäre das auch ein möglicher Ansatz, ein «Medikament», um «Long-Covid in der Kulturbranche» zu behandeln.